Qualität 4.0 – oder was mit der Digitalisierung nicht passieren sollte!
31.03.2017
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Vor über 20 Jahren boomte in den Unternehmen die Produktivitäts- und Rationalisierungswelle. Damals nannte man das noch MES (Manufacturing Execution System): in vorderster Front die Qualitätssicherung als Treiber der Effektivität und der KPIs für Rationalisierungsansätze. Mit der IT im Schlepptau stieg die Erwartungshaltung in Sachen „Q“ und Prozessoptimierung von Jahr zu Jahr. Wenn wir diesen Weg in der Digitalisierung auch nehmen, dann kann in Sachen Informationsexplosion und BigData ja nichts mehr schiefgehen. Denken Sie? Weit gefehlt!
Nur drei IT-Generationen später sprechen alle zwar von Industrie 4.0, IoT, M2M und Qualität 4.0 und meinen mit diesen Begriffen die vollständige Integration der IT-Technologie in den Alltag. So weit, so gut! Wenn da nicht Experten Alarm schlagen würden. Eine Studie belegt nämlich, dass das Q-Risiko in den Unternehmen über 200 Mrd. $ pro Jahr kosten wird. Nur 48 % der Befragten sehen die Qualität in den Unternehmen ausreichend abgesichert!“ Und das nach so langer Zeit und den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten? Was ist der Auslöser? Jetzt sind sich wieder alle einig: „Die neue Agilität, die gestiegene Produktkomplexität, erhöhter Softwareanteil, etc.“ Wer hätte das gedacht? Als „Normalo“ könnte man auch sagen: „Etablierte Selbstverständlichkeit, fehlender KVP und vor allem eingeschlafenes Engagement“ – denn die IT wird es schon richten! FALSCH!
Die Innovationen kommen nur von uns, wenn wir bereit sind, die Veränderungen auf dem Weg des digitalen Wandels anzunehmen: Wir sollten aufhören, nur darüber nachzudenken, welche und wie viele Arbeitsplätze wegfallen, welche Methoden anders sein und welche Aufgaben Roboter übernehmen werden. Mancher hat dabei den Angstschweiß auf der Stirn, lässt seine Gedanken kreisen und kommt dann zur Erkenntnis: „Ich kann ja eh nichts machen, außer mitmachen!“ Nein, so sollte es nicht sein, denn dann werden wir in 20 Jahren noch nicht einmal im „Jugendalter“ der Digitalisierung angekommen sein. Also nehmen wir die Studie besser ernst, liebe Digital Natives.
Meine Schlussfolgerung: die Digitalisierung kann nur gelingen, wenn wir Verantwortung übernehmen und die Informationsflut als Chance verstehen, nicht als Spielwiese am Ufer der Sorglosigkeit im Umgang mit Daten. Wir müssen bereit sein, uns zu verändern und Vertrauen gewinnen in die viralen (unsichtbaren) Welten der Gestaltung von Produktions- und Organisationsprozessen. Sie wissen sicher: „Gut ist der Feind von exzellent“. Das erfordert nicht nur kreative Kräfte – die IT kann heute schon fast alles – sondern vor allem einfach nur quatschen, fachsimpeln, umdenken, anpacken, sich informieren und motivieren (Begriffe, die hoffentlich in 20 Jahren noch relevant sind). Dann braucht Digitalisierung 4.0 nicht auch wieder einen Neuanfang, wie heute das „etablierte Qualitätsmanagement“!
Ein historischer Satz passt ganz gut dazu: „Stillstand nimmer, Fortschritt immer“ (wer kennt ihn noch?).
In diesem Sinne: seien auch Sie ein Digitalist – ein Optimist – ein Mitmacher
Ihr Steffen Schaar
PS: Auf dem DiALOG Fachforum können Sie viele Menschen 4.0 kennen lernen…